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Peter Stamm, Schriftsteller und Journalist

Photo Mirjam Wirz, 1999
Peter Stamm, Jahrgang 1963, ist freier Autor und Journalist. Nach einer kaufmännischen Lehre hat er einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie studiert und war für längere Zeit im Ausland. Er hat bei und für verschiedene Radiosender gearbeitet, und Theaterstücke, Romane und Beiträge für verschiedene Bücher geschrieben.
www.peterstamm.ch

Die folgenden Beiträge sind für die Zeitschriften «Metropol» und «Nebelspalter» geschrieben worden.


Dumme Futurologen, dumme Computer

In den siebziger Jahren prophezeiten anerkannte Wissenschaftler, dass bis im Jahr 2000 die Computerintelligenz jene der Menschen übertreffe. Aber auch heute können Computer nicht mehr als sie schon immer konnten: rechnen. Nur schneller. Es wurde noch nie ein Computer gebaut, der auch nur den Anflug von Intelligenz gehabt hätte. Ganz einfach, weil niemand auch nur eine Ahnung hat, wie Intelligenz funktioniert, wie Gefühle entstehen, was Bewusstsein ist. Computer können Schach spielen, weil Schach nach einfachen Regeln funktioniert. Die Welt funktioniert nicht nach Regeln. Geht es darum, einen Satz zu verstehen oder gar ein Gefühl zu haben, versagen Computer kläglich.


(aus: Peter Stamm: Dumme Futurologen. Dumme Computer. Kolumne in «Metropol», 7.1.2002, S. 7.)
 

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Vielleicht werden sie gefährliche Dinge miteinander tun

Es gibt wohl kaum eine Wissenschaft, die so viel verspricht wie die Künstliche Intelligenz. Schon 1971 hiess es in einem Bericht der Cambridge University an die Britische Regierung: «In keinem Bereich der KI haben die bis jetzt gefundenen Entdeckungen zu den versprochenen Auswirkungen geführt.» Damals prophezeiten anerkannte KI-Wissenschaftler, «dass zu den Möglichkeiten der 80er Jahre eine universelle Intelligenz auf menschlicher Wissensbasis gehöre» und dass in Betracht gezogen werden müsse, dass bis ins Jahr 2000 die Computerintelligenz jene der Menschen übertreffen werde - eine Prophezeihung, die schon fünfzehn Jahre früher gemacht worden war. Nun, sie haben sich getäuscht, die Herren Informatiker. Das hindert ihre Nachfolger aber nicht daran, heute ebenso verrückte Voraussagen zu machen. Solange der Termin nicht zu nahe liegt, lässt sich der selbe Mist immer wieder behaupten. Wie die Astrologen spekulieren auch die künstlichen Intelligenzler fröhlich vor sich hin und vertrauen darauf, dass sich in zwanzig Jahren niemand mehr an ihre Fantastereien erinnern wird.

Aber wie kommen die Informatiker überhaupt darauf, ihre Computer mit unserem Gehirn zu vergleichen. Nur weil beide rechnen können? Kein Mensch würde ein Fass mit einem Magen vergleichen, obwohl man beide mit Wein füllen kann, keiner würde einen Hammer mit einer Hand vergleichen, auch wenn beide einen Nagel einschlagen können - der Hammer erst noch besser als die Hand. Und ein Grittibänz ist auch kein Homunculus, wenn die zwei sich auch ganz ähnlich sehen. Was bringt die Informatiker dazu, ihre Maschinen ausgerechnet mit dem Gehirn zu vergleichen? Computer sind ja ganz tolle Werkzeuge, das sei nicht bestritten, sie können viel, viel Erstaunliches. Aber ein Gehirn hat so etwa hundert Milliarden Zellen und jede Zelle hat hunderte von Verbindungen zu anderen Zellen und ist für sich selbst schon ein grösseres Wunderwerk als jeder Computer. Da reicht es nicht, einfach Nullen zu zählen und Giga mit Giga zu vergleichen.



(aus: Peter Stamm: «Vielleicht werden sie gefährliche Dinge miteinander tun.» In «Nebelspalter», 10.7.1995.)

 

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